Werkbeschreibung

Biografisches

Michel Ball (1958, München D) entdeckte in der Gymnasialzeit die Kunst für sich. Die Bekanntschaft zu einem älteren Maler und die Beschäftigung mit der Fotografie liess in ihm die Faszination an der Gegenüberstellung von Wirklichkeit und Bild aufkommen, die ihn bis heute beschäftigt. Der Wunsch einen kreativen Beruf zu ergreifen zeichnete sich ab. Durch den frühen Tod des Vaters war Ball oft auf sich gestellt und entwickelte dabei seine eigenen inneren Welten. Diese traten später im intensiven zeichnerischem und malerischem Ausdruck an den Tag. Nach dem Abitur (1978) studierte er ein Jahr Innenarchitektur und wechselte dann zum Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie in München bei Professor Eduardo Paolozzi. Als ein sehr ernsthafter Student verbrachte er viele Stunden in den Werkstätten. Diese Arbeitshaltung ist noch heute ein Merkmal des Künstlers. Nach dem Abschluss begab sich Ball auf Studienreisen nach Mali, Westafrika und Indonesien. Hier interessierten ihn die indigenen Skulpturen und ihre archaische Formenwelt. Zusätzliche Ausbildungen wie die computergestützte Bildbearbeitung liefern Ball neue Ausdruckmöglichkeiten und  zeigen die Vielfalt und Experimentierfreudigkeit des Künstlers. Er stellt mehrheitlich in Deutschland aus, wo er in München mit seiner Familie lebt und sich auch sein Atelier befindet.

 

Material und Technik

Das Hauptaugenmerk des Künstlers gilt der Bronzeskulptur.  Der Arbeitsprozess beginnt oft mit einer zeichnerischen Skizze, die als Anregung für die plastische Arbeit dient. Die Rohskulptur formt Ball in Wachs. Dieses Rohmaterial schätzt er, weil es sich durch kurze Erwärmung sehr leicht formt und im kalten Wasserbad wieder hart und haltbar bleibt. Beim Arbeiten versucht er ohne bewusste Ideen und Vorstellungen vorzugehen. Das Werk entsteht im Prozess. Oft arbeitet er gleichzeitig an bis zu fünf Skulpturen. Die fertige Wachsfigur bringt der Künstler in die Giesserei, wo sie in eine Schamottenmasse eingebettet wird. Der daraus entstandene Quader wird mehrere Tage bei 600° Celsius gebrannt. Das Wachs fliesst aus, es entsteht ein Hohlraum, in dem die Bronze gegossen wird. Nun greift Ball ein und schlägt die Skulptur aus der Schamotte. Es findet ein zweiter Kreativprozess statt. Der Künstler verändert und korrigiert die Skulptur sowie fertigt die Patina an, die auf die Skulptur „reagieren und diese hervorheben soll“, erklärt Ball. Oft belässt er eigens dafür einige Schamottenreste auf der Oberfläche. Die Grösse der Skulptur variert  von 20 – 120 cm, wobei Balls bevorzugte Grösse bei 50-80 cm liegt. Neben der Bildhauerei findet der Künstler in der Zeichnung das richtige Medium, um schnell visuell Bildwelten zu formulieren. Die Computer gestützte Bildbearbeitung sowie die verschiedenen Drucktechniken ergänzen Balls bildhauerische Arbeit und geben ihr eine weitere Dimension.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

Balls Werk ist eine Auseinandersetzung mit der Figur. Seine Skulpturen strahlen eine „geerdete“ Kraft aus. Man kann auch archaische Figurenwelten darin entdecken und damit die Vorliebe des Künstlers für die Naturvölker und ihre Bild- und Figurenwelten. „Dabei interessiert mich die kraftvolle Vereinfachung dieser archaischen Werke“, erläutert Ball. Teilweise sind es nur noch „geisterhafte Abbilder der Figürlichkeit“ und erinnern nur sehr entfernt an einen Körper. Die Zeichnungen, Drucke und die Werke der Computer gestützten Bildbearbeitung spiegeln in ihrer Formwelt die bildhauerische Arbeit. „Durch meine Arbeit versuche ich zu begreifen und einen Weg zu mir selbst zu finden“, erklärt der Künstler. Sein Werk stellt eine Selbstkonfrontation, einen Dialog mit sich selber und damit auch über den Menschen als solchen dar. Der Mensch, seine Geschichte und seine inneren Welten sind wichtige Topoi von Balls künstlerischer Auseinandersetzung. Der Arbeitsprozess wird hier zum ureigenen Erkenntnisprozess, der das Selbst reflektierend vorantreibt.

Website von Michael Ball

www.michael-ball.de

Ausstellung in der GG

9. Januar bis 14. Februar 2016