Werkbeschreibung

1968 in Aroussi/Äthiopien, geboren, wohnte Etiyé Dimma Poulsen mit ihren Adoptiveltern ab 1974 in Tansania, Kenya und schliesslich in Dänemark. Bereits mit vierzehn Jahren begann sie autodidaktisch zu malen, um sich in dieser Lebensphase der wiederholten Entwurzelungen ihre eigenen Ausdrucksmittel zu erschaffen. In Dänemark studierte Etiyé Dimma Poulsen ab 1982 während zwei Jahren Kunst und Kunstgeschichte. Inspiriert durch ihren ebenfalls künstlerisch tätigen Lebenspartner, fand sie in der keramischen Plastik eine neue, ihr entsprechende Ausdrucksweise. Ab 1991 unterhielt die Künstlerin ein Atelier in einem Vorort von Paris, den sie zwei Jahre später verliess, um nach Antwerpen/ Belgien umzuziehen. Ihre Werke werden in Museen und Galerien in den USA, in Japan, in Kamerun, Äthiopien, Dänemark, Frankreich, Spanien und weiteren afrikanischen und europäischen Ländern ausgestellt. Im Jahr 2000 beteiligte sich Etiyé Dimma Poulsen an der Biennale von Dakar. Sie ist in mehreren öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, so etwa im National Museum of African Art der Smithsonian Institution in Washington DC, in der Fondation Jean-Paul Blachère in Frankreich oder in der Sammlung zeitgenössischer afrikanischer Kunst von Hans Bogatzke in Deutschland. 2002 wurde sie zu einem Artist-in-residence-Projekt in Adis Abeba eingeladen, bei dem während mehrerer Wochen in einer Arbeitsgemeinschaft mit einheimischen professionellen Töpferinnen mehrere Werke entstanden.

 

Material und Technik

 

Ausgangsbasis aller sich immer an der menschlichen Gestalt orientierenden Figuren ist ein Geflecht aus Metall, dessen Aufbau die Künstlerin als handwerklichen Akt bezeichnet. Über dieses Skelett werden Schichten von Ton gelegt und geformt, die nach dem Trocknen teilweise bemalt werden. Mit der Übergabe der Rohplastiken an das Feuer beim Brennen zediert Dimma Poulsen den kontrollierten Schaffensprozess schliesslich zu einem grossen Teil an den Zufall, da sie zum Voraus nicht abschätzen kann, welche Tonalitäten der Grundfarben beim chemischen Prozess im Ofen entstehen. Das Brennen vergleicht die Künstlerin mit dem Backen und Kochen von Speisen, einer der essentiellsten Tätigkeiten des Menschen. Durch die Hitze überziehen sich die einzelnen Plastiken mit einem individuellen Netz von Rissen, das ebenfalls den physikalischen Bedingungen unterworfen ist und von der Künstlerin als natürlicher Gestaltungsfaktor akzeptiert wird. Die Anordnung der Risse, das Craquelé, ist die charakteristische Haut jeder Figur. In einem archaischen Arbeitsprozess entstehen sie aus den elementaren Materialien Erde, Wasser, Holz, Feuer und Metall. Nach dem Brand entdeckt Dimma Poulsen die Kreaturen, die sie wie Phoenix aus der Asche befreit, jeweils ganz neu. Sie bezeichnet denn auch ihr Schaffen als einen Strom, das Entstehen ihrer Figuren als ein Wachsen.

 

Bildsprache und künstlerisches Anliegen

 

Die Nähe zum ästhetischen Kanon afrikanischer Kunst entspringt für die Künstlerin einem ihr angeborenen, ihrer Arbeit inhärenten kulturellen Erinnerungsvermögen. Aber auch Anklänge an die griechische, orientalische oder präkolumbianische Formensprache spielen eine wichtige Rolle. Allen diesen Kulturen gemeinsam ist die rituelle, religiöse Funktion der Kunst. Für Etiyé Dimma Poulsen erwachsen in einem Schöpfungsakt durch das Aufeinandertreffen von Erde und Feuer die Verkörperungen ihrer Visionen und Gefühle. Ihre Figuren versinnbildlichen Archetypen elementarer Empfindungen wie Angst, Verlangen oder Einsamkeit. In der stillen Würde, die sie ausstrahlen, manifestiert sich eine geheimnisvolle Kraft, die auch Totems innewohnt. Es ist der Künstlerin ein Anliegen, eine Spur menschlicher Kultur auf der Erde zu hinterlassen. Ihre Figuren, die trotz weitgehender Stilisierung eine ausgeprägte Individualität besitzen, sind solche Spuren, Spuren der Lebens- und Schaffenslust.

 

Bisherige Ausstellungen

zusammen mit Nadja-D. Hlavka und Caroline Sorger

Mai 2013 in der GG

mit Caroline Sorger und Pamela Stockamore

Frühling 2010

mit Marlen Menet

Frühling 2007

Website von Etiyé Dimma Poulsen

www.etiye.com/