Werkbeschreibung
Biographisches
Dieter Brönnimann (1958 - 2018)
Seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich folgte von 1976 bis 1980 eine Lehre als Stein-bildhauer. Ein erster längerer Studienaufenthalt 1980/81 in Pietrasanta brachte D. Brönnimann an den Ort der weltberühmten italienischen Marmorsteinbrüche; 1987 widmete sich Brönnimann in Pietrasanta dem künstlerischen Umgang mit Bronze.
Seit 1983 betreibt der junge Zürcher eine eigene Werkstatt in Obfelden.
Dieter Brönnimann stellt seit 1985 regelmässig sowohl in der deutschsprachigen Schweiz als auch in den USA aus, wo er zeitweise als Künstler lebt und arbeitet. Brönnimann ist Stipendiat der STEO-Stiftung in Zürich.
Material und Technik
Der rohe Stein, das rohe Metall, Holz und neuerdings Betonguss sind Ausgangs- und Endpunkt im künstlerischen Schaffen Dieter Brönnimanns, der in der Bildhauerei seine persönliche künstlerische Ausdrucksweise gefunden hat.
Kalkstein, seien es Marmor, Dolomit, Travertin oder Basalt, bietet ihm ein besonders anpassungs-fähiges Arbeitsmaterial, dessen weiche Beschaffenheit eine leichte Formenmodelierung und ein spontanes Arbeiten erlaubt. Stein und Metall bleiben in ihrer archaischen Beschaffenheit bestehen; nur vereinzelt kontrastieren polierte Elemente mit der matten rauhen Struktur der Skulpturen.
"Die Emotionalität der Sache erträgt keine Planung, keine Skizze, kein Modell. Die Entstehung der Menschenbilder sind zu Beginn schemenhafte Fragmente, die sich während der Arbeit in selbständige Wesen verwandeln. Ihr Ausdruck entspricht nicht zwingend meinen Emotionen. Während ihrer Ent-stehung beginnen sie sich zu verändern und führen mich dann endlich zum fertigen Stück."
Künstlerisches Anliegen
Das zentrale Thema im Schaffen Dieter Brönnimanns findet sich im Menschen.
Es ist meist die Einzelfigur, die die Bildsprache der Künstlers beherrscht: Die Autonomie der Kör-pergliedmassen wird aufgehoben, Arme und Beine verschmelzen mit der Masse des Rumpfes zu einer stilisierten Einheit. Individualität spielt keine Rolle, weder in den wenig artikulierten Gesichtern noch in den Körperformen. Dieter Brönnimann stellt den Menschen in sich selbst gefangen, ohne Bewegungsfreiheit, statisch, in zeitloser Pose und doch stets aufrecht dar. Gelegentlich wie Mumien bis über das Gesicht bandagiert, stehen die Figuren auf den runden schmalen Kanten flacher Schei-ben, auf schrägen Sockeln oder eingeknickten Hockern. Sie scheinen zu kippen, das Gleichgewicht zu verlieren und ob ihrer Bewegungseinschränkung dem Fall hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Doch mit ihren Füssen bleiben sie untrennbar mit ihrer Standfläche verbunden. "Kein Grund zur Beun-ruhigung" tituliert der Künstler eine Skulptur.
Die vom Künstler dargestellte Hülle verdeckt das Individuum dahinter vollkommen, sondert es von der Umwelt ab. Die Bandagen machen die Figur mundtot und blind. Die "Hülle" - so einige der Skulp-turentitel - ist das einzig optisch Wahrnehmbare. Manchmal ist die Hülle auch leer, verkommt sie zu einem inhaltslosen bronzenen Gittergerüst. Die menschliche Silhouette ist noch erkennbar, doch zeigt sie sich ausgehöhlt.
Dieter Brönnimann zeigt den Menschen als Opfer seiner Unvollkommenheit, als zerbrechliche Form, bestimmt von Widersprüchen und Emotionen, als einen in sich Gefangenen. Seine Unschuld besteht darin, sich über die Natur zu stellen, obwohl er seinen Ursprung in ihr weiss. In all seinen Ängsten und Zwängen strahlt er die Würde des am Leben Leidenden aus.
Der Mensch leugnet seine Vergänglichkeit und strebt nach dem Unvergänglichen, wobei er sich un-fähig zeigt, nach den Geboten der Vernunft zu handeln: "Das Erstaunen im Erkennen der Grösse" oder "Fragmente der Unsterblichkeit".