Werkbeschreibung

Biographisches

Arnold Truog (1944, Wil SG, CH) wuchs mit Eltern und vier Geschwistern in Chur auf, wo er Volksschule und Gymnasium besuchte. Schon früh fühlte er sich zur kunsthandwerklichen Tätigkeit hingezogen. Truog spielte als Kind und Jugendlicher Geige und sang in einem Kammerchor. Er studierte Medizin und war anschliessend bis zum Alter von 40 Jahren in der biologischen Pharmaforschung tätig. Der Besuch der USA und die dortige Bekanntschaft eines Biochemikers regten ihn zum Berufswechsel an. Er bildete sich weiter zum Psychiater aus. Diese Tätigkeit übte er bis im Alter von 70 Jahren aus. In 2009 entschied sich Truog die Ausbildung zum Bildhauer bei Urs Strähl an der Bildhauerschule in Mühlheim (TG) zu absolvieren. Seine Frau erkannte seine bildhauerische Begabung und bestärkte ihn auf seinem Weg. In 2012 hatte er seine erste Ausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst in Bonstetten. Seit  dem Sommer 2014 widmet er sich gänzlich der Bildhauerei und stellt in der ganzen Schweiz aus. Er wohnt und arbeitet in Meilen (ZH), wo sich auch sein Atelier befindet.

 

Material und Technik

Truog arbeitet fast ausschliesslich mit Speckstein. Vereinzelte Skulpturen  fertigt er auch aus Marmor an.  Den Speckstein bezieht er von Irene Raschle in Lütisburg. Die enorme formale und farbliche Bandbreite dieses Steines fasziniert Truog. Am Anfang seines Schaffensprozesses erkennt Truog im jeweiligen Rohsteinstück eine Möglichkeit der Bearbeitung. Während der Arbeit entsteht dann Schritt um Schritt die jeweilige Skulptur. Dabei benutzt der Bildhauer die gängigen Instrumente wie Säge, Hammer, Meissel, Schleifpapier. Am Schluss verleiht er seinem Werk noch den letzten Schliff mit der Fettpolitur. Truog arbeitet in seinem Freilichtatelier in der Nähe des Zürichsees und neben seinem Garten. Die Mehrzahl seiner Skulpturen hat einen Durchmesser von ca. 40cm und steht auf einem metallenen, hölzernen oder Acrylglassockel, die er bei den jeweiligen Spezialisten anfertigen lässt. Der Arbeitsprozess für eine Skulptur kann von ein paar Tagen über Wochen bis Jahre dauern. Die jeweiligen Titel der Werke entstehen entweder sofort oder erst später, nachdem sie fertiggearbeitet sind. Diese tragen Spuren von Truogs intensiv gelebtem Leben. Auffällig sind die sanften und glatt polierten Oberflächen seiner Skulpturen. Vergebens sucht man nach Kanten oder Ecken. Stattdessen entdeckt das Auge des Betrachters eine geerdete und meist organisch geformte mit sanfter Oberfläche in sich ruhende Skulptur.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

Die Skulpturen von Truog stellen eine figurative Annäherung an ein bestimmtes Objekt ohne direkt auf dieses hinzuweisen dar. Erst die Titel eröffnen dem Betrachter die Perspektive des Bildhauers. Oft gemahnen die organisch und rund abgeschliffenen Skulpturen trotz ihrer verspielten Formenvielfalt an geerdete Ruhe. Diese strahlen sie trotz der ihrer Form innewohnenden Spannung aus. Diese Spannung löst das Geheimnis des gedanklichen Hintergrunds des Schöpfers nicht immer, sondern bleibt bestehen und lässt so den Blick des Betrachters auf sich haften. Die bewegten Formen und die Farbvielfalt der Specksteine lassen es zu, dass nach intensiver Betrachtung noch immer eine Frage offen bleibt. Das regt den Betrachter an das Werk weiter anzuschauen, um es genauer zu erfassen. „Mit meinen Steinskulpturen möchte ich die Phantasie der Betrachter anregen, erweitern und in neue, unbekannte Bahnen lenken“, erklärt der Künstler. Die Wirkung seiner Skulpturen bestätigt seine Intention. Die angeregte Phantasie des Betrachters kann so viele Geschichten und Bezüge in den Werken Truogs für sich neu entdecken. Erst recht dann, wenn der Betrachter den Titel des Werkes dazu aufnimmt, um dann so zusammen mit Truog die spannungsvolle Erdung seiner Skulpturen zu erkunden.