Werkbeschreibung

Thomas Woodtli (1956, Dübendorf ZH) führte bereits früher und vor allem auf seinen Reisen ein Tagebuch, das neben Notizen vor allem Skizzen und Fotografien enthielt. Von seinem Vater, einem präzisen Fotografen, lernte er dieses Handwerk, das er zeitlebens nicht mehr aus der Hand gab.  Ab 1972 lebte er in Basel, wo er die Ausbildung zum Chemielaboranten absolvierte. Er arbeitete bis 2005 noch mit einem 50 % Pensum in diesem Beruf. In verschiedenen  Forschungslabors fand er viele Anregungen für seine künstlerische Arbeit. 1977 schloss Woodtli Freundschaft mit einem Kunsthistoriker und seiner Arbeit zu zeitgenössischer Kunst. Dies war ein Schlüssel-Erlebnis und brachte Woodtli in die Kunstkreise, wo er auf Gleichgesinnte stiess.  Fortan widmete sich der künstlerische Autodidakt vermehrt der Kunst und bildete sich in verschiedenen Drucktechniken und Glasmalerei aus.  „Der Künstler sollte heute aktiv zur gesellschaftlichen Situation Stellung nehmen“, meint Woodtli, der sich seit 2001 auch als Kantonsrat in Solothurn für die Grünen und hier vor allem für die Kulturpolitik einsetzt. Reisen gehört zu Woodtlis Seinsarten und spiegelt sich in seinem Werk wieder. Der Künstler lebt heute mit seiner Familie in Witterswil (S0). Seine Ateliers befinden sich in Oberwil (BL) und in Kleinlützel (SO). Er stellt in der Schweiz aus und setzt hier auch Projekte zu  „Kunst am Bau“ um.

Material und Technik

Woodtlis Werk spiegelt auch in technischer und materieller Hinsicht unser Zeitalter, nämlich das der Computertechnik. Bereits seine frühen Arbeiten zeigen sein technisches Können im Bereich der Druckgraphik und Glasmalerei. Neu versucht er das „Haptische der Malerei“, wie Woodtli es nennt, mit dem Ausdruck des Digitalen zu vereinigen, es ineinander übergehen zu lassen. Dies gelingt ihm, indem er den Bildträger (Papier, Glas, Leinwand, Aluminium) zuerst malerisch bearbeitet, um ihn in Folge durch den Inkjet zu bedrucken. Für die starren Materialien, wie Glas und Aluminium wendet er ein in Japan entwickeltes Airbrushsystem an. Hierbei wird von einer Riesenmaschine Glas oder Aluminium von vorne mit lichtechter Acrylfarbe, feinen Düsen und hohem Druck besprüht. Man könnte es auch digitale Hinterglasmalerei nennen. Diese Technik produziert im Gegensatz zu den Inkjetarbeiten sehr sanfte,  „neblig-verschwommene“ Abgrenzungen, was die Werke sehr unnahbar erscheinen lässt. Sein elektronisches Bildarchiv, in dem er all seine digitalen Fotografien aufbewahrt, dient ihm als Ausgang für seine überlappenden Bildwelten, die er am Computer mit grafischen Verarbeitungsprogrammen selber konstruiert. Seine „Bildtagebucheinträge“ fertigt Woodtli in einem doppelten Druckverfahren an. Zuerst druckt er aus dem Phaser (Farblaser) seitenverkehrt das Bild aus, um dessen Rückseite mit einem chemischen Lösungsmittel zu bearbeiten.  Der letzte  Schritt erfolgt als Tiefdruck auf seiner Radierpresse, wo er die Abbildung auf ein Büttenpapier druckt. Das Resultat unterscheidet sich farblich und in seinen unscharfen Abgrenzungen von dem Original und führt so ein formal und inhaltlich losgelöstes Eigenleben.

Bildsprache und künstlerisches Anliegen

Die Bildsprache Woodtlis ist eine Art künstlerische Dokumentation seiner Umwelt, welcher er auf seinen Reisen begegnet, fotografisch  festhält und neu elektronisch zusammenfügt. Ein Hauptaugenmerk gilt der Stadt und Architektur, speziell der zeitgenössischen  und den Architekturikonen, die der Künstler oft „ironisierend“ segmentiert und neu zusammenfügt. Es ist vor allem die architektonische Geometrie, die Woodtli fasziniert. Seine Bilderwelten sind der Realität, seiner erlebten Umwelt, entnommen. Blickt man auf sein frühes Werk, dann fällt auf, dass sein gegenwärtiges Schaffen themenzentrierter und homogener erscheint. Die noch immer vorhandene Vielfalt an Motiven ist komprimiert und schärfer fokussiert.  Nicht der Mensch selber, sondern seine Werke und Umwelt stehen im Zentrum: „Mich interessiert die Dichte in den Bildern, deren Schichtung und eigene Gesetzlichkeit.“  Woodtli verwendet starke Farben sowie Farbkontraste und verzichtet oft auf das Weiss und Schwarz, was seinem Werk Räumlichkeit verleiht. Versucht man den Inhalt der Bilder zu entziffern, so stösst der Betrachter auf Woodtlis subtile Kritik und Ironie, die dem heutigen Menschen und seinen Eigenarten gilt. „Meine Bilder sollen auf die Stimmung der Betrachter reagieren und für jeden eine andere Geschichte erzählen“, erläutert er. Was unübersehbar das Werk Woodtlis kenn- und auszeichnet ist seine „Verankerung“ im Hier und Jetzt:  ein zeitgenössischer Inhalt wird mit zeitgenössischen Materialien und Techniken in Kunstwerke umgesetzt. Der Betrachter staunt, dass das seine Welt ist, die er oft übersieht- Woodtli zeigt sie ihm eindringlich.

Website von Thomas Woodtli

www.thomaswoodtli.ch