Werkbeschreibung

Biografisches

Sylvie Muller (1964, Delémont JU) wuchs mit französischer Muttersprache im jurassischen Delémont auf. Als Kind und Jugendliche zeichnete sie ständig und leidenschaftlich gerne. Dabei trat ihr künstlerisches Potential klar an den Tag. Sie kommunizierte mit ihren Zeichnungen intensiv. Dieser Dialog ersetze ihr die vermissten Geschwister. Die starke Anziehungskraft, die Menschen auf sie ausübten, drückte sie in ihren Zeichnungen aus. Die Mutter bildete sich zur Kunsthistorikerin und Malerin weiter. So umgab Muller im Elternhaus viel Kunst. Ihr Vater erzählte ihr bereits früh von der „grossen und aufregenden“ Stadt New York. Diese Erzählungen machten auf Muller einen tiefen Eindruck, so dass sie nach dem erfolgreichen Besuch der Kunstschule in Biel (CH), die sie mit einem Abschluss in Graphic Design abschloss, nach New York ging.  „The Big Apple“ übte eine grosse Faszination auf die angehende Künstlerin aus. Sie arbeitete hier zuerst als Praktikantin und später als freischaffende Graphic Designerin. Nach ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz im Jahr 1998 begann ihre Laufbahn als Künstlerin. Es folgten Preise, Stipendien und zahlreiche Ausstellungen sowohl in der Schweiz wie auch in den USA. Muller lebt mit Ihrer Familie in New York, wo sich auch ihr Atelier befindet.

 

Material und Technik

Mullers Werk setzt sich aus malerischen Collagen, neu Tusche-Malerei, Objekten sowie aus konzeptueller Kunst zusammen. Hauptgewichtig arbeitet die Künstlerin an ihren malerischen Collagen und neuerdings an ihren Tusche-Portraits. Der Bildträger ist fast ausschliesslich Holz (Zeder) oder Papier. Die Komposition entsteht bei Muller in einem grafischen Programm auf dem Computer. Hier verändert sie eigene Fotografien sowie Bildmaterial, das sie im Internet findet. Dabei geht es ihr um die Darstellung der Essenz der gefundenen oder gemachten Fotografie.  Der (Papier-)Ausdruck dieses ersten Entwurfs dient der Künstlerin als Grundlage der malerischen Collage. Er wird auf den grundierten Bildträger, ein Zedernholz, geklebt. Der letzte Arbeitsschritt erfolgt mit dem Pinsel. Der ursprünglich elektronische Entwurf wird wieder verändert und mit malerischen Mitteln ergänzt. Die Künstlerin arbeitet in kleinen bis mittleren Formaten. Holz und Papier sind ihre liebsten Bildträger und unterstützen in ihrer organischen Eigenart die Bildsprache der Künstlerin, die stets den Menschen als Thema umkreist und abbildet. Oft verwendet sie auch „rezykliertes“ Holzmaterial. Dabei dienen ihr alte Holzrahmen und ähnliches, das sie auf dem Flohmarkt findet, als Bildträger. Dreidimensional arbeitet Muller mit Vorliebe in Keramik und Porzellan. Hier entstehen surreale, figürliche Studien, die die Künstlerin in einem professionellen Hochofen brennen lässt.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

Muller arbeitet ausschliesslich in einer figürlichen Bildsprache. Ein wichtiges Hauptthema ist bei ihr das Portrait. Hier liegt sowohl in der Bildsprache als auch in der Aussage der Kern ihres künstlerischen Schaffens. Dabei tritt offensichtlich ihre Liebe für die alten Meister sowie die Renaissance an den Tag, neuerdings auch die Dumas-Arbeiten.

„Für mich gibt es in jedweder Situation des menschlichen Lebens einen poetischen Augenblick“, erklärt Muller. Dabei denkt sie an die schwierige Zeit der Pubertät, in welcher sich der Körper der Jugendlichen wandelt und diese mit dem Wandel überfordert sein können. Durch die EDV-gestützte Collage als Technik ist Muller auch methodisch nah an ihrer eigenen Gegenwart und der sie umgebenden Welt. Die Jugend aber auch brisante gesellschaftliche Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Gleichberechtigung treten in ihrem Werk an den Tag. In diesem Sinne äussert sich die Künstlerin bildstark zum Zeitgeschehen und versteht ihre künstlerische Arbeit auch als ihre persönliche politische Stellungnahme. Mullers Bilder treten in einer narrativen Intensität an den Tag, die beim Betrachter länger nachhallt und ihn läutert: in diesem Sinne reizt Muller die Medialität ihres Werkes gekonnt aus und dringt damit zugleich in eine poetische Ebene des menschlichen Daseins vor. Der Mensch und sein widersprüchliches Leben spiegeln sich so auf vielfältige Art und Weise in ihrem Werk.

Website von Sylvie Muller

www.sylviemuller.com