Wekbeschreibung
Biografisches
Lotte Müggler (1955 Netstal GL, CH) wächst in starker Verbundenheit mit der Natur in der Glarner Berglandschaft auf. Ihre Mutter stammt aus einer Bergbauernfamilie, der Vater war Schlosser und Kunstschmied. Nach der Schulzeit verlässt Lotte Müggler den Kanton Glarus. Ihr Werdegang schliesst verschiedene Ausbildungen, unter anderen jene der Handweberin an der Schule für Gestaltung in Zürich und an der Textilfachschule St. Gallen, ein. 1978 folgen Heirat und Familiengründung. Gleichzeitig widmet sie sich der Lehrtätigkeit und arbeitet im hauseigenen Atelier an experimentellen Werken. 1991 erfolgt der entscheidende Schritt in Richtung Kunst, wo die „typische Frauenbiographie“ eindeutig und endgültig die einer Künstlerin wird. Lotte Müggler bezieht ein grosses Atelier und gibt die Lehrtätigkeit auf. Die Familie ist nicht mehr ihr Lebensmittelpunkt. Als Künstlerin zieht es sie immer wieder in die Fremde, wo sie im Rahmen von längeren Arbeitsaufenthalten unter anderem die Liparischen Inseln, Hamburg und die Kartause Ittingen kennen lernt. „Reisen schärft das Auge für das Verlassene“, bemerkt Müggler, die landesweit ausstellt. Sie lebt und arbeitet in Wetzikon, und seit 20 Jahren auch in Cabbio TI. Nach 35 Jahren kehrt Lotte Müggler im Sommer 2007 zurück nach Netstal, GL.
Material und Technik
Mügglers künstlerische Arbeit besteht aus Werken der Malerei, aus Objekten und Installationen. Als Textilweberin ist ihr der Umgang mit den verschiedensten Materialien sehr geläufig. Für die Leinwände, die sie selber spannt und grundiert, verwendet sie feine Porträtleinen. Die Grösse der Bilder variiert von Klein- bis Grossformaten. Als Farbe verwendet sie mit Vorliebe Eitempera, die sie immer frisch, aus zwei biologischen Eiern, anrührt und mit auserlesenen Farbpigmenten mischt. Diese Art einer „natürlichen“ Farbe entspricht der Gefühlswelt der Künstlerin. Die verwendete Farbskala in der gegenwärtigen Schaffensphase gleicht den Wassertönen und reicht von Grau über Blau bis Grün. In der Vergangenheit malte Lotte Müggler aber auch Zyklen von leuchtend rot-orange-gelben Bildern. Die Farbigkeit entspringt ihrer inneren Reflexionsphase und fügt sich in ihre Erfahrungswelt ein. Dabei bindet sie teilweise auch Asche aus dem Holzofen ihres Tessinerateliers und vulkanische Pigmente, gesammelt aus Gesteinen und Erde der Äolischen Inseln mit Eitempera. So werden aus den kühlen Farbtönen innerlich „glühende“ Farben. Der Farbauftrag erfolgt mit Pinsel, den sie durch das Aufstellen der Leinwand (ihre „Fliesstechnik“: die Farbe fliesst in die gewünschte Richtung) ergänzt. Bei ihrer Objekt- und Installationskunst verwendet Lotte Müggler Materialien wie Gips, Holz, Keramik, Glas, Eisen, Buchdeckel und weitere. Sie sucht dabei Formen, die ihr entsprechen und ihre Erfahrungswelten spiegeln.
Bildsprache und künstlerische Aussage
„Die eigene Betroffenheit ist die Triebfeder für meine künstlerische Arbeit“, erklärt sie. Die Aussage der Künstlerin verrät viel über die intensive Wahrnehmung, mit welcher sie ihre Umgebung und Welt erlebt. Diese „erlebten Welten“ fliessen in ihr Werk ein. Obwohl die Bildsprache der Künstlerin grösstenteils abstrakt an den Betrachter tritt, so sieht dieser immer auch Dinge in ihr. Und es sind dann auch Landschaften, Horizonte, Berge und die Wildheit der Natur, die auf uns zukommen. Sie scheinen allesamt ineinander überzufliessen. Die Art der Farbtechnik lässt den Bereich „zwischen den Zeilen“ oder besser „zwischen den einzelnen Formen“ sehr dicht und intensiv erscheinen. Es sind diese Zwischenräume, die die Künstlerin faszinieren und die uns Betrachter so stark anziehen. Ein Horizont heisst nicht nur Erfüllung, sondern kann auch “Verlorenheit, Suche und die Frage wohin der Weg führt“ beinhalten, erläutert Müggler. Mit ihrem Ausdruck „Die ewige Wiederkehr des Gleichen – Landschaft – das Gleiche ist nicht dasselbe“, erinnert die Künstlerin an Heraklit. Auch beim Betrachten ihrer Bilder könnte man mit Heraklit sagen:“ Man steigt nie zweimal in den gleichen Fluss“.