Text aus dem neuen Herler-Katalog

 

Martin Herlers Werk ist eine Hymne an die Malerei. Die grossformatigen Arbeiten, der kräftige und expressive Pinselduktus und ein Fest der Farben ziehen den Betrachter bereits in den ersten Augenblicken in den Bann. Dort wo Geschwindigkeit und Pinselduktus in Präzision miteinander verschmelzen, spiegelt sich die Qualität des malerischen Werkes von Martin Herler. Die Grossformate unterstützen dieses Verfahren, indem sie die Fläche bieten, auf der sich diese Art des Arbeitens erst richtig entwickeln kann.

 

Die Blüten- und Kinderbilder machen alle diesen einen grossen Schwung sichtbar. Es ist ein schnelles Erzählen und mit grosser Geste umgesetzt. „Die gelungenen Bilder entstehen in einem Guss, es geht schnell, präzis und ich kann die Komposition samt Inhalt auf den Punkt bringen“, erläutert der Maler. Umsetzungen, die fehlschlagen, werden verworfen.

 

Die Sujets treten bei all der Betonung des Malerischen freilich nicht ganz in den Hintergrund, dennoch sind sie im Werk von Herler nicht federführend. Die selbst erfahrenen Umgebungen wie Blüten und Kinder scheinen wie eine zweite malerische Haut des Künstlers zu sein: hier erahnt man „das sich zu Hause fühlen des Malers“ und hier erreicht Herlers Malerei Tiefe und zugleich Leichtigkeit. An diesen Werken ist nichts Konstruiertes. Die grosse Freude an der Malerei und eine Expertise derselben zelebriert Herler gerade auch anhand dieser seiner ureigenen Motive, die ihm gleichzeitig ermöglichen sich malerisch schrittweise weiter zu entwickeln.

 

„Das Vorantreiben der malerischen Weiterentwicklung ist ein Teil von mir, der stets an die Oberfläche drängt“, erklärt Herler.  Diese Progression des malerischen Oeuvres ist visuell verortbar. Vor allem in der Gesamtwirkung der neueren „Streifenbilder“ verselbstständigen sich die Farbe und der Pinselduktus. Herler bezeichnet die daraus resultierende Wirkung als Bildstörung, ein Begriff aus den neuen Medien, resp. der Fotografie und dem Film. In dieser Bildserie  entsteht zuerst eine Skizze, dann trägt der Maler die erste Schicht auf einer horizontalen Linie von oben beginnend nach unten auf. Diesen Prozess vergleicht Herler mit dem eines Webers, der ein Schiffchen hin und her schickt, damit das Stoffstück wächst. Das Ergebnis sind mit horizontalen Farbstreifen durchsetzte Bilder, die das eigentliche Sujet zwar jeweils in Frage stellen, gar „zerstören“, um es aber dadurch gleichzeitig auch wieder hervorzuheben. Durch die abstrakte Intervention der Streifen zelebriert Herler die Möglichkeit der Malerei, mehr als ein reines Abbild zu liefern und bedient sich zugleich an der Fotografie, indem er mittels partieller Unschärfe Geschwindigkeit und Authentizität vermittelt.

 

Dieser Mehrwert der Malerei tritt auch bei anderen Arbeiten Herlers an den Tag. Motivisch festgehalten wird in dieser wie auch anderen Bildserien des Malers ein „starker“ Augenblick, der durch eine  spezifische Technik nochmals unterstrichen wird. 

 

In Herlers Werk spiegelt sich eine Experimentier- und Grundsatzfreude an der Malerei an sich, die dann durch die Wahl des Sujets zu einem grossen Ganzen verschmilzt. Der Betrachter wird so auf eine spannungsvolle Art vereinnahmt, teilweise überwältigt. Dass Ölmalerei „veraltet“ ist  und keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hätte, diese Behauptung widerlegt uns auf eindringliche Weise das malerische Werk Herlers.

 

 

Nana Pernod, 2015

website von Martin Herler

www.martinherler.de