Werkbeschreibung

Biographisches

Livia Kubach ist 1966 in Bad Münster am Stein geboren. Sie studiert von 1987 bis 1994 Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Günther Uecker. Michael Kropp ist 1960 in Köln geboren. Von 1986 bis 1990 studiert er Pädagogik an der Fachhochschule Köln.

Livia Kubach und Michael Kropp leben und arbeiten seit 1992 zusammen. Sie sind regelmässige Gewinner von Wettbewerben, von Aufträgen für Kunst am Bau und haben schon eine grosse Anzahl Arbeiten im öffentlichen Raum realisiert. Sie stellen regelmässig in Deutschland, in europäischen Ländern sowie in den USA und Asien aus.

Material und Technik

Livia Kubach und Michael Kropp haben sich als Bildhauerehepaar ausschliesslich dem Stein ver-schrieben. In ihrer Zusammenarbeit stehen sie in einer langen Tradition der Steinbildhauergeschichte, die wenig allein arbeitende Künstler kennt. Sie arbeiten nicht mehr nur mit Hammer und Meissel, son-dern mit moderner Technik: Diamantwerkzeug und Kernbohrmaschine. Damit sind sie in der Lage, die Aussenform ihrer Skulpturen um die Innenform zu erweitern. Allen Arbeiten des Künstlerpaares ist das Material Granit, sei es in schwarzer Fassung oder grauen Abstufungen, gemein. In der Lithosphä-re ist Granit das älteste und härteste Gestein. In klarer und strenger Arbeit legen die Bildhauer den Geist des Steines frei. Das Äussere ihrer Skulpturen trägt häufig Spuren der Materialgeschichte oder des Herkunftslandes. Der Stein wird als gebrochener oder gesägter Block im Steinbruch gefunden oder als Findling dem Erdreich entnommen. Die Innenform der Skulpturen wird bestimmt durch die Kernbohrung. Die ausgebohrte Materie bleibt als säulenförmiger Bohrkern erhalten. Der Skulptur geben die Bohrkerne so eine neue räumliche Dimension in das Innere des Steinvolumens hinein.

Künstlerische Aussage

Auf dem Grundprinzip des Säulenbohrens beruhen viele der gemeinsamen Arbeiten Livia Kubachs und Michael Kropps, wie etwa die Säulengitter und die Säuleninseln. Im ersten Säulengitter, dem "Stein für gesunkene Seelen", wurde aus einem schwarzen Granit bis auf einen wenige Zentimeter breiten Rahmen die Masse herausgebohrt. Aus dem Aufbohren des Steins ergibt sich eine Ansamm-lung von Stäben. Der Stein hat durch den Materialverlust beim Bohren nicht mehr das ursprüngliche Volumen. Nur die Bohrkerne, die "unsterblichen Seelen" überleben, werden zurückgelegt, geschich-tet, aufgebahrt im Rahmen des Steins. Die Bohrsäulen werden aus dem Inneren des Steins geboren, sie werden aus dem Nichts zu eigenen raumgreifenden Skulpturelementen.

Die Skulpturenserie der "Säuleninseln" (seit 1993) werden aus einem Granit Säulchen gebohrt und beiseite gelegt, um anschliessend die Schalen- oder Halbkugelform zu erarbeiten. Die Säulen werden abschliessend wieder in das veränderte Volumen eingefügt. Das ursprüngliche Volumen des Blocks bleibt erlebbar und wird intensiviert durch eine neue innere Wirklichkeit. Berührt man den Stein, er-gibt sich ein Klangerlebnis durch die Beweglichkeit der Säulen in ihrem Stein.
Die Steingitter (seit 1994) thematisieren den Moment des "Steinbrechens". Von hinten vorgesägt wer-den die Gitterzwischenräume von vorn mit differenzierter Kraft durchgeschlagen. Es entstehen unter-schiedliche und zufällige Strukturen in den Durchbrüchen. Das Gitter zeigt Materie zwischen zwei Ebenen, zwischen einer klar abgegrenzt, hochglänzende Oberfläche und den Spuren eines mecha-nischen Arbeitsprozess, zwischen dem Widerstand des Steins und dem Eingriff menschlicher Energie.

In einer weiteren Skulpturenreihe erarbeiteten Livia Kubach und Michael Kropp den Traumtunnel (seit 1994). Das Innere des Steins wird durch konzentrierte Bohrungen an-, jedoch nicht durchschaubar ge-macht. Die Bohrungen werden zu Tunneln durch das Zentrum des Steins. Sie treffen und durchkreu-zen im Inneren andere Tunnel, öffnen den Stein, ermöglichen Einblicke. Ein diffuses geheimnisvolles Licht dringt durch die übrigen Bohrungen in den Raum im Stein und erfüllt sein Inneres mit einer neu-en optisch erfahrbaren Wirklichkeit.

Spannungen zwischen Raum und Begrenzungen, Leere und Dichte, Innen- und Aussenkörper, Stille und Klang, Brechen und Schleifen, Strenge und Weichheit - Die Skulpturen von Livia Kubach und Michael Kropp erobern ein Spektrum der Ausdrucksformen, wie es in der Steinbildhauerei in dieser innovativen Konsequenz bisher nicht zu finden war.

Website von Kubach & Kropp

www.kubach-kropp.de