Werkbeschreibung

Biografie und Werdegang

 

Joanna Gleich wurde 1959 in Kluczbork, Polen, geboren und besuchte in Opole das Lyzeum der bildenden Künste. Nach einem Studium der Philologie, widmete sie sich 1985 bis 1990 an der Akademie der bildenden Künste in Wien dem Studium der Malerei und wurde vom bedeutenden abstrakten österreichischen Maler Wolfgang Hollegha unterrichtet. Sie diplomierte mit Auszeichnung. Neben Hollegha inspirierte auch Josef Mikl, ein weiterer wichtigen Vertreter der abstrakten, informellen Kunst in Österreich, das Werk der jungen Künstlerin.

 

Joanna Gleich, die verschiedentlich mit Kunstpreisen ausgezeichnet wurde, blickt auf eine reiche Ausstellungstätigkeit in verschiedenen Ländern Europas und in New York zurück. Seit 2001 leitet sie die Klasse für Malerei an der Sommerakademie in Lienz, Osttirol. Weitere Lehrtätigkeiten erfolgten zudem an der Akademie Stift Geras, NÖ (2007-08) und an der Malakademie im Schloss Goldegg, Salzburg (2008-11). Joanna Gleich lebt und arbeitet seit 1979 in Wien.

 

Material und Technik

 

Joanna Gleich arbeitet mit Öl auf Leinwand oder Papier. Gelegentlich entstehen auch Zeichnungen. Mit Vorliebe malt sie in Serien. Die Künstlerin beschreibt den Malakt als Tanz, der sie um das entstehende Werk kreisen lässt. Dabei setzt sie verschiedene Pinsel ein, benützt ihre Hände, schüttet auch die flüssige Farbe direkt auf den Bildträger. Die Künstlerin baut ihre Komposition aus Schichten in unterschiedlichen Farbkonsistenzen und -Schattierungen auf und entwickelt betörende Rhythmen aus Farbe und visualisiertem Gestus.

 

Bildsprache und künstlerisches Anliegen

 

Wenngleich sich schon früh ein Hang zur Abstraktion und zur ungegenständlichen Malerei im Werk Joanna Gleichs abzeichnete, so hat auch ihre Kunst Wurzeln in der Natur und einer Beschäftigung mit deren Wiedergabe. Die radikale Hinwendung zur Sprache der reinen Malerei erfolgte aus der Realisation, “dass sich der Gegenstand der unmittelbaren Lesbarkeit des Bildes “ zu widersetzen scheint und, um die Künstlerin weiter zu zitieren, “durch die ihm anhaftende Bedeutung und den daraus resultierenden Assoziationen sozusagen einer anderen Grammatik gehorcht”.

 

Über die Jahre hinweg ist deutlich eine Auflockerung von Form- und Strukturwillen im Bildaufbau wahrzunehmen. Die anfänglich klare Verhaftung in der Vertikalen oder Horizontalen, der merkliche Kompositionswille ist einem Vorstoss in die Dreidimensionalität gewichen, in der Pinselstriche im Raum zu schweben scheinen. Die Kompositionen drängen nun mit Bestimmtheit über die Grenzen der Leinwand hinaus. Zudem erzielt die Künstlerin mit raffinierten Farb- und Hell-Dunkelkontrasten grosse Tiefenwirkung. Vor allem aber hat sich die Malerei Joanna Gleichs zu einer Hommage an die Farbe und ihre Ausdruckskraft jenseits des Gegenständlichen entwickelt.

 

Joanna Gleich lässt sich immer wieder auch von der Farbpalette anderer KünstlerInnen inspirieren, sei es diejenige junger, noch unbekannter MalerInnen oder diejenige von Meistern der Vergangenheit. So widmete sie eine Serie von Gemälden dem strahlenden Himmelblau und der nuancierten Farbpalette des venezianischen Barockmeisters Giovanni Battista Tiepolo. Fast meint man seine Bilder wieder zu erkennen, so abstrahiert allerdings, dass nur noch die Farbe im Raum ein flüchtig-fragiles Gleichgewicht hält. Auch die satten Farbtöne eines Vincent van Gogh oder die erdig-meditative Stimmung bei Paul Gauguin liegen Gemälden der Künstlerin zugrunde.

 

Obschon anfänglich eine Vision oder Empfindung Joanna Gleich zum Malen eines neuen Werkes motivieren, unterwirft sie sich während des Malprozesses mit zunehmendem Masse dem Eigenleben der Farbe, die Inspiration für die Weiterentwicklung des Werkes direkt aus den ersten Pinselstrichen holend.

Website von Joanna Gleich

www.gleich.at