Werkbeschreibung

Biografisches

 

1958 in Kalifornien geboren, wuchs Jaya Schürch in den USA und in der Schweiz auf. Ihr Verhältnis zur Steinbildhauerei war lange ein ambivalentes. Obwohl sie schon in der Kindheit kleine Marmor-skulpturen gefertigt hatte, studierte sie zunächst Maschinenbau an der ETH Zürich, gefolgt von einem Studium der Botanik, Biologie und Kunst am Santa Barbara City College. Sie selbst bezeichnet ihre Jugend vom Versuch geprägt, den Wunsch, mit Marmor zu arbeiten zu unterdrücken. Doch irgend-wann war der Schaffensdrang stärker als der Glaube, etwas „Rechtes“ werden zu müssen. 1986 assistierte sie dem Keramikkünstler Ira Ono und der Textilkünstlerin Be Jones in Hawaii. Im selben Jahr erfolgte die erste Reise nach Pietrasanta, eine kleine toskanische Stadt mit langer Bildhauer-Tradition (ital. pietra heißt Stein, santa bedeutet heilig) nahe der bekannten Marmorbrüche von Carrara. Bevor sich Schürch 1988 an diesem Ort niederliess, kehrte sie noch einmal nach Santa Barbara zurück, wo sie eine Ausbildung in Skulpturenrestauration absolvierte und ihr handwerkliches Können verbesserte. Im Jahr 2001 gründete sie in Pietrasanta das Studio Pescarella, in dem heute Bildhauer aus der ganzen Welt arbeiten.

 

Material und Technik

 

Für die meisten ihrer Werke verwendet Jaya Schürch verschiedene Marmorarten und Granit, teilweise in Verbindung mit schweren Drahtseilen und Eisenkonstruktionen. Vielleicht fühlte sie sich zu der Auseinandersetzung mit dem Medium Stein hingezogen, weil dessen Bearbeitung eine zeitaufwändige ist. Marmor wie Granit sind Materialien, die genaues Arbeiten erfordern und nur zögerlich die ge-wünschte Gestalt annehmen. Ein Widerstand, welcher der Künstlerin wichtig ist. Mit dem Pressluft-hammer, der Diamantsäge, mit Hammer und Meissel oder einer Bohrmaschine arbeitet sie ihre Objekte aus den oft tonnenschweren Gesteinsblöcken heraus. Der langwierige subtraktive Schaffens-prozess, d.h. das sukzessive Abtragen von Material, ermöglicht ihr eine sorgfältige Formfindung und somit akkurate Umsetzung der künstlerischen Idee. Manchmal jedoch verlangen die Themen, die Schürch beschäftigen, nach neuen Werkstoffen oder Gestaltungsweisen. So stellt sie in der Serie Sehnsucht (2006) von einer Marmorskulptur Abgüsse aus farbigem Gummi her, die nicht nur einen stofflichen Gegensatz zum Original bilden, sondern auch inhaltlich eine gänzlich neue Dimension zu eröffnen vermögen. Eine ebenso deutliche Formulierung gelingt ihr mit den Exploded Spheres (2003), den mit Hilfe kleiner Feuerwerkskörper zum Explodieren gebrachten Tonsphären, die anschliessend gebrannt und geräuchert wurden. Neu finden sich Bronze-Plastiken in ihrem Werk.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

 

Jaya Schürchs Werk ist hauptsächlich von der Suche nach dem präzisen künstlerischen Ausdruck motiviert, denn der sprachliche ist nicht Sache der Künstlerin. Da ihr Worte banal und austauschbar erscheinen, setzt sie ihre teils sehr persönlichen Themen lieber bildhauerisch in einem meist langen Formulierungsprozess um. Die Herausforderung besteht für sie darin, ein Motiv in seinem Kern zu erfassen, so dass es als skulpturale Gestaltung möglichst universelle Gültigkeit erlangt und für den Betrachter entweder als prägnante, nicht-gegenständliche Einzelform oder als mehrteilige Komposi-tion räumlich erfahrbar wird. Sind Schürchs frühere Arbeiten hauptsächlich von biomorphen und weichen, organischen Formen bestimmt (eine Reminiszenz an das Studium der Biologie?), die auf den Zyklus des Lebens sowie auf persönliche Erfahrungen mit Tod und Verlust verweisen, spiegeln die gross angelegten, eher stereometrischen Skulpturen jüngeren Datums Überlegungen zu Gravität und physikalischen Kräfteverhältnissen. Unlängst hat Schürch diese Gedanken weitergeführt: Die nun wieder kleineren Objekte sind in schwarzen Stahlkäfigen aufgehängt. Ähnlich der Boule suspendue  (1930) Alberto Giacomettis bilden sie einen eigenen Kosmos – obwohl im Raum physisch präsent, sind sie nicht wirklich Teil davon. Das Spannungsfeld, das solcherart generiert wird, interessiert die Künstlerin gegenwärtig besonders. Ihre Aufmerksamkeit gilt dem „Dazwischen“. In prägnanten Werken wie Polymorph IV (appena) (2007) ist die sich entladende Energie zwischen den beiden Bestandteilen der Skulptur förmlich spürbar. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“, sagte einst Paul Klee. Auch Jaya Schürch bildet in ihren Werken das Unaussprechliche ab.

Website von Jaya Schürch

www.jayaschuerch.com