Werkbeschreibung

Biografisches:

Helga Hofer wurde 1955 im österreichischen St. Florian am Inn geboren. Sie ist als Autodidaktin seit Anfang der 1980er Jahre künstlerisch tätig. Eine anfängliche Auseinandersetzung mit Textilien verlagerte sich Mitte der 1990er Jahre auf die Ölmalerei. Im Jahre 2000 erfolgte ein Arbeitsaufenthalt im Bundesländeratelier in Paliano, Italien. Die Künstlerin blickt auf zahlreiche Ausstellungen in namhaften Galerien und Museen im In- und Ausland zurück. Zusätzlich sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von Ausstellungskatalogen zum Werk der Künstlerin erschienen. Mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Franz Xaver Hofer, verbindet H. Hofer eine jahrzehntelange inspirierte künstlerische Zusammenarbeit, aus der die gemeinsamen Publikationen "Flammengrün" (2001) und "Flora" (2005) hervorgegangen sind. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Schärding, Oberösterreich.

 

Material und Technik:

Helga Hofer malt ausschliesslich in Öl, entweder auf Leinwand oder auf alte vorgefundene Textilien, deren allfällige Motive die Komposition beeinflussen. Ausgelöst durch einen über längere Zeit gereiften Gedanken, entsteht das Bild ohne vorbereitende Skizzen direkt auf der Leinwand. Die Künstlerin baut das Gemälde in wenigen pastosen Schichten auf einen dunklen, umbra-farbenen Malgrund und lässt dabei bewusst die Untermalung als wichtigen Bestandteil der Komposition, insbesondere zur Belebung der Fläche und zur Akzentuierung von Konturen, durchscheinen. Gleich wie in der Glasmalerei und bei Kirchenfenstern trennen dunkle Umrisse einzelne monochrome, hier in erdigen Pastelltönen gehaltene Farbflächen voneinander.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage:

Formale Ruhe und inhaltliche Gewissheit und Beständigkeit zeichnen die Gemälde von Helga Hofer aus. Die Bildsprache ist erdhaft, dicht und fest. Gleich der früh-mittelalterlichen Kirchenmalerei übernimmt diese die Funktion einer Bildschrift, um symbolhaft über sich hinauszuweisen. Nur wenige, essentielle und bewusst platzierte Objekte besetzen die Bildfläche; Inhalt, Farbe, Form und Komposition interagieren in einem harmonischen Zusammenspiel.

 

Im Zentrum H. Hofers künstlerischen Schaffens steht die Frau und das Frausein, einerseits aus der Perspektive des eigenen Erlebens und Empfindens dokumentiert und andererseits im Kontext der Mythologie und Menschheitsgeschichte beleuchtet. Die Künstlerin, die sich zum Feminismus bekennt, visualisiert den weiblichen Selbstfindungsprozess anhand von Schöpfungsmythen, eigenen und entlehnten Träumen und deren archetypische Symbolik und thematisiert die gelebte Rolle als Mutter und die eigene enge Bindung zur Natur.

 

Die dargestellten Frauen repräsentieren keine erkennbaren Individuen, sondern stehen als Fruchtbarkeitsgöttinnen und Seelenmütter für die Frau allgemein. Sie zitieren mit ihrer warm leuchtenden, goldigen Haut und dem dunklen Haar im Entfernteren Paul Gauguins polynesische Frauen. Keine erotische Körperlichkeit jedoch, sondern eine schlichte, ausgeglichene, selbstsichere Präsenz weist sie aus und stellt sie in eine Seelenverwandtschaft mit den Frauentypen in Paula Modersohn-Beckers Gemälden. Oftmals gesellen sich eigene oder bekannte Symbole wie Blumen (u.a. Symbol des Paradieses), Vögel (u.a. Hoffnung, freie Gedanken, Transzendenz) und Getreide (u.a. Reife, Fruchtbarkeit) zur menschlichen Gestalt oder stehen stellvertretend für das weibliche Prinzip. Frauen bewegen sich in H. Hofers Bildern wie selbstverständlich in unterschiedlichen Dimensionen, wandeln zwischen Realität und Mythologie, Phantasie und Traum: Eine Frau balanciert auf einem Weidezweig und streckt die Hand nach der Mondsichel aus. Man trifft auch auf eine beflügelte Lilith, Adams freimütige erste Frau, die sich gemäss der jüdischen Folklore nicht unterjochen liess und den Partner und das Paradies deswegen auch verliess.

 

Seit ihrer Jugend führt die Künstlerin ein Traumtagebuch, dessen einzelne Aufzeichnungen Anstösse zu surreal anmutenden Gemälden geben. Träume kompensieren gemäss C.G. Jung Einseitigkeiten, lösen auf scheinbar unmögliche, aber kreative Weise Probleme und unterstützen eine Ganzwerdung der Person. In der künstlerischen Umsetzung des selbst oder von anderen Menschen Geträumten, findet eine intensive Aufarbeitung und Hinterfragung der weiblichen Identität seitens der Künstlerin statt. Freud erkannte in der Kunst die “vielleicht ... sichtbarste Wiederkehr des unterdrückten Bewusstseins.” Nie verliert Helga Hofer die Poesie, die Schönheit und eine gute Prise kindlicher Neugierde aus den Augen. Die Traumbilder wie das restliche Oeuvre der Künstlerin entziehen sich jedoch einer präzisen Definition durch die Alltagssprache. Sie wirken im Stillen und sprechen die Seele an.

Website von Helga Hofer

www.hofer-hofer.at