Werkbeschreibung

Biographisches

Christa Mayrhofer (1956, Haslach in Oberösterreich) studierte nach der Matura am Bundesreal-gymnasium Rohrbach Klavier am Linzer Brucknerkonservatorium. Sie schloss das Studium mit der staatlichen Lehrbefähigungsprüfung ab. Ihre Liebe und Affinität zu Musik und Kunst spürte Mayrhofer bereits in frühester Jugend. Das Musizieren erfüllte sie aber nicht. Ihr Drang nicht nur zu reproduzieren, sondern aktiv zu produzieren konnte sie erst in der Malerei umsetzen. Nach dem Musizieren sass sie oft lange vor der Staffelei und brachte die auf sie wirkenden Impressionen der erlebten musikalischen Kompositionen aufs Papier. So wurde das Wahrgenommene festgehalten und Neues produziert. Erst 27jährig wandte sich die Künstlerin endgültig der Malerei zu. Es folgte das Studium der Malerei und Grafik zuerst an der Linzer Kunsthochschule (1990-1993) und anschliessend (1993-1996) an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Gunter Damisch, wo sie 1996 mit einem Diplom ihr Studium abschloss. Seit 1993 stellt Mayrhofer regelmässig in Österreich, Deutschland, Schweiz und Italien aus. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Haslach bei Linz in Oberösterreich.

 

Material und Technik

Mayrhofers Arbeiten umfassen Holzschnitte und in jüngster Zeit vermehrt figurative Ölmalerei. Für ihr malerisches Werk macht die Künstlerin Studien vor Ort, wo sie Skizzen anfertigt, die sie später im Atelier ausarbeitet. Neben der Skizze fungiert der Fotoapparat als ein wichtiges Werkzeug: Mayrhofer macht immer auch eine fotografische Aufnahme ihres malerischen Motivs. Dieses Festhalten des erlebten visuellen Augenblicks ist zentral für Ihr Werk. Die Aufnahme verwendet sie als zusätzliche Vorlage bei ihrer Arbeit im Atelier. Die neuesten malerischen Werke entstehen fast ausschliesslich aus dem Fotomaterial, das sie selber oder andere aufgenommen haben. Es handelt sich dabei um tierische wie auch menschliche Motive. Im Atelier sortiert die Künstlerin ihr Fotomaterial und lässt sich davon anregen eigene, neue Kompositionen zu verfassen, die sie dann malerisch auf die Leinwand überträgt. Während des Malprozesses fügt Mayrhofer ihrer als Vorbild dienenden „Fotocollage“ dann noch eigenes dazu, das sie während des Malprozesses ins Bild integriert. Der Bildträger ist eine vorgrundierte Leinwand. Die Künstlerin arbeitet ab Grössen von 50x70cm bis zu einem Format von 100x180cm. Die Vorlage (Fotocollage) überträgt sie mit Pinsel, Fingern, Schwämmen, Tüchern und anderen Utensilien ohne Skizze direkt auf die Leinwand. Die Ölfarben verdünnt, bzw. verfeinert, sie mit Leinöl, das aus einer Mühle in der unmittelbaren Umgebung stammt. „Meine Bilder sind Ergebnisse eines visuellen und malerischen Prozesses. Jeder Pinselstricht verlangt einen ganz bestimmten nächsten“, erläutert die Künstlerin. An einem Bild kann sie bis zu einer Woche arbeiten, bis für sie der „malerische Prozess“ beendet ist.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

Mayrhofers malerisches Werk ist ausschliesslich figürlich. Ihre Vorliebe für Tiere sticht ins Auge. Hier kann der Betrachter eine Entwicklungslinie orten, nämlich: von den reinen Naturstudien der Kühe und Stiere auf der Weide und im Stall über die „Ahnengalerie“ derselben Tiere bis zu Porträtmalerei, die Tiere miteinschliesst. In der „Ahnengalerie“ und der Porträtmalerei setzt sich die Malerin mit der historischen Porträtmalerei der Renaissance auseinander, hier vor allem mit der nordischen Tradition eines Holbein oder Dürrer, wo der Mensch im Zentrum steht. Um ihn herum werden weitere „Attribute“ wie Tiere angeordnet. Je prachtvoller diese „bildnerischen Beigaben“ waren, desto mehr Bedeutung  bekam der Mensch als Protagonist des Bildes. Mayrhofer interpretiert diese Bedeutungsebene neu und räumt dem Tier eine ebenso wichtige Rolle im Bild ein. Es ist kein Attribut mehr, sondern ebenso Hauptdarsteller. Auffällig zeigt sie das in ihrer „Ahnengalerie“, in der sie Kühe/Stiere als Hauptfiguren wählt und um sie herum Requisiten arrangiert. Bei Ihren Porträtserien mit Menschen und Tieren sind beide gleichwertige bildnerische Objekte. Auch hier unterstreicht die Malerin den Unterschied zur Porträtmalerei der Renaissance: „Ich halte die Flüchtigkeit des Augenblickes in meinen Bildern fest. Sie haben keine „Ewigkeit“ wie die Bilder der Renaissance, deren Zeitlosigkeit den Betrachter in den Bann schlägt“. Auf diese Weise verleiht Mayrhofer ihren Bildern gegenwärtige Lebendigkeit, die den Betrachter in ihrer Ehrlichkeit rührt und berührt. Wir finden uns in doppelter Weise angesprochen: einerseits durch das bildnerische Motiv, anderseits durch die ihm innewohnende kunsthistorische Diskussion.